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DEBA laut statt quiet

Kümmert euch um eure Kultur,
nicht um neue Begriffe!

Es ist doch so: hat es einen Namen, hat man zumindest eine Erklärung und meist auch schon eine Entschuldigung. Die Mutter aller Phänomenbegriffe ist natürlich Fachkräftemangel – es gibt wohl momentan keine wärmere Klinge, die durch die buttrige Blase der HR gleitet. Der Begriff hat sicherlich einen ernsten und teilweise bedrohlichen Hintergrund, doch verkommt er zunehmend zum Problem-Bär, der Wurzel allen Übels, der Schicksalsgemeinschaft, die Gut und Böse trennt und der nicht überwunden werden kann. Ein gefundenes Fressen für Ich kann-nichts-machen-Erschöpfte, Immer-schon-gewusst-Mahner, Lösungspropheten und Studienmodellierer. Aber damit nicht genug. Es gibt kaum eine Woche in der nicht ein neuer Begriff mit einer Studie oder Umfrage geboren wird oder in den Sozialen Medien "trendet".

Oft geht es um die kolportierte Unzufriedenheit bereits resignierter Mitarbeiter:innen oder um die mittlerweile oft widerlegten Unterschiede der Boomer zur Generation X,Y,Z. und deren scheinbar nicht erfüllbaren Bedürfnisse. Meist verkommen Begriffe dabei mehr und mehr zu scherenschnittartigen Kampfbuzzwords, die nur noch Schubladen sind, die wiederum einfache Lösungen suggerieren.

Auch die alte Frage, ob Geld oder Kultur mehr zählt, ist auserzählt. Es geht im Employer Branding nie!!! um entweder oder. Es geht immer gleichermaßen um Wert und Wertschätzung. Kultur kann Gehalt nicht ersetzen, Gehalt kann den Wunsch nach gemeinsamer Kultur und Zugehörigkeit aber auch nicht abkaufen.

Die momentan sicherlich am stärksten gepushten Begriffe haben alle etwas gemeinsam, sie beschreiben Bewegungen, die wenig bemerkbar sind und laut diverser Studien aber eine weite Verbreitung haben. Wenn man ehrlich ist, sind die „Phänomene“ alle nicht neu, sondern bekommen nur einen wichtig klingenden (englischen) Namen. 

Wir möchten die drei aktuellsten Trendbegriffe kurz erläutern:

Quiet Quitting

Der Begriff wird häufig falsch verwendet, denn er beschreibt nicht etwa eine innerliche Kündigung. „Quiet Quitting bedeutet sich von der Idee und Vorstellung zu verabschieden, dass ich als Arbeitende übers Limit hinaus gehe, Überstunden und Extra-Arbeit mache, die vertraglich gar nicht von mir verlangt werden", sagt Allison Peck. Bekannt wurde der Begriff in den Sozialen Medien und er beschreibt den Umstand, das Quiet Quitter ihren Job zwar mögen, aber nicht mehr bereit sind für zusätzliches Engagement. Laut Statista wurden 2022 fast 1,3 Milliarden Überstunden in Deutschland gemacht, 700 Mio davon unbezahlt. Welche Sprengkraft für die Gesamtwirtschaft im Phänomen Quiet Quitting steckt, dürfte damit klar sein.
Ein Artikel von Reiner Kriegler im Haufe Personalmagazin beleuchtet das Thema noch tiefer.

Quiet Hiring

Der Begriff klingt positiver als er für einzelne ist, er beschreibt nämlich die Praxis, Angestellten neue Aufgaben zu übertragen statt neues Personal aufzubauen. Talententwicklung und Talentmobilität sind Begriffe, die in diesem Zusammenhang gerne verwendet werden. Wenn man genau hinschaut, ist nach einem vielleicht kurzen Moment der Motivation die Überlastung oft schon vorprogrammiert, was zwangsläufig zu Unzufriedenheit oder eben Quiet Quitting führt. Für Unternehmen scheint dieser Trend fast wie der heilige Gral, denn er delegiert Aufgaben bei gleichzeitiger Kostenreduktion. Die Wahrheit ist aber: der heilige Gral wurde nie gefunden.

Quiet Firing

Der Begriff beschreibt den Versuch, Mitarbeiter:innen zur Kündigung zu drängen, meist indem eine ständig überfordernde Situation geschaffen wird. Kombiniert mit kaum Feedback, dem Ignorieren von Ideen und Stagnation in der Gehaltsentwicklung kennt man den Begriff bisher eher unter Mobbing oder einfach Schikane. 

Da sind sie nun, drei scheinbar neue Probleme. Wir sagen: vergesst sie, macht euch frei davon.
Lasst Quiet nicht zu – werdet laut. Und offen!

Denn Kommunikation ist der Schlüssel – zum Erfolg – und zu den Herzen neuer und bestehender Mitarbeiter. Redet nicht um den heißen Brei herum. Sorgt dafür, dass euer Brei süß schmeckt und für alle sichtbar und attraktiv ist. Und ja, es braucht viele Köche um diesen Brei zu kochen: Fachabteilungen, junge und alte Kolleg:innen, HR, Management, Azubis und Alumni, Lieferanten und Kunden, einfach alle.

Wir stellen immer wieder fest, dass die HR-Mitarbeiter:innen in deutschen Unternehmen selbst Teil einer oft selbstgemachten Überlastungsnormalität sind, zerrieben zwischen unzähligen Aufgaben, schlecht digitalisierten Prozessen und Erwartungshorizonten, die auf mangelndes Wissen des Managements hinweisen.

 

Deshalb heute ein Appell an alle Verantwortlichen:

Macht eure HR zu kompetenten Kulturarbeiter:innen, gebt Ihnen Einblick und Ausblick in die Unternehmensstrategie, unterstützt die Zusammenarbeit aller Abteilungen mit der HR im Zentrum. Eine klare, wertschätzenden Unternehmenskultur und eine offene, menschenbezogene HR wird Unternehmen den Allerwertesten retten, das muss man endlich sagen.

GANZ LAUT!

Introbild von Alexa auf Pixabay 

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